Leitfaden: Gewerbeanmeldung für Proptrading in Deutschland
- TMA Daytrading
- 6. Okt. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Dez. 2024
In unserer Community werden häufig immer wieder dieselben Fragen gestellt, wenn es um das Thema Gewerbe und Proptrading geht. Es gibt viel Halbwissen, und einzelne YouTuber machen teilweise widersprüchliche Aussagen. Selbst die Gewerbeämter haben oft unterschiedliche Ansichten. Um hier Klarheit zu schaffen, habe ich diesen Leitfaden erstellt.
Schritt 1: Gewerbe anmelden
Die Gewerbeanmeldung ist grundsätzlich unkompliziert und kann je nach Gewerbeamt entweder über ein Formular oder online durchgeführt werden. In Nordrhein-Westfalen, wo ich lebe, erfolgt die Gewerbeanmeldung über das Wirtschaftsportal NRW: Wirtschaftsportal NRW - Online-Anträge.
Prüfe daher, wie die Gewerbeanmeldung in deinem Bundesland abläuft.
Falls eine Online-Anmeldung nicht möglich ist, kannst du dir das erforderliche Formular von der Website deines zuständigen Gewerbeamts herunterladen und ausfüllen. Zusätzlich benötigst du folgende Unterlagen (bei Einzelunternehmen sind in der Regel nur die gelb markierten Punkte relevant):
Nachweis der Identität (z. B. Personalausweis, Reisepass oder Meldebescheinigung)
Notariell beurkundeter Gesellschaftsvertrag bzw. Handelsregisterauszug (für juristische Personen)
Beiblatt für Vertretungsberechtigte (bei juristischen Personen oder Personengesellschaften)
Ausgefülltes Formular zur Gewerbeanmeldung
Zustimmungserklärung der Gesellschafter (bei juristischen Personen oder Personengesellschaften)
Falls die Gewerbeanmeldung elektronisch erfolgt, sind auch alternative Möglichkeiten zur Identifizierung möglich, z. B. durch elektronischen Personalausweis, De-Mail oder PIN/TAN-Verfahren.
Die Kosten der Gewerbeanmeldung variieren je nach Gemeinde. Bei uns liegen die Kosten aktuell bei 26 €, was relativ überschaubar ist.
Hier ein Beispiel der Gewerbeanmeldung:
Angemeldete Tätigkeit (Feld 15): Vorsicht bei der Formulierung!
Achte darauf, wie du deine Tätigkeit beschreibst. Begriffe wie "Proptrading" oder "Fremdkapitalhandel" können Fragen aufwerfen, da der Handel mit Fremdkapital ohne BaFin-Lizenz in Deutschland nicht erlaubt ist. Es ist wichtig, deine Tätigkeit so zu formulieren, dass keine falschen Rückschlüsse gezogen werden.
Empfohlene Formulierung:
Tätigkeitsbeschreibung: "Dienstleistung zur Beschaffung von börslichen Handelsinformationen auf Provisionsbasis."
Erklärung: "Es wird eine Handelssimulation auf virtuellen Demokonten durchgeführt, mit deren Hilfe Kunden eigene Handelsentscheidungen treffen können."
Persönlicher Tipp: Füge eine weitere, allgemeine Tätigkeit hinzu, wie z. B. "Onlinemarketing". Dies ermöglicht es dir später, z. B. einen Firmenwagen leichter zu begründen oder Ausgaben wie Geschäftsessen besser abzusetzen. Bei meiner Gewerbeanmeldung führte die zusätzliche Angabe dazu, dass die Anmeldung zunächst als freiberufliche Tätigkeit betrachtet wurde. Erst die Klärung mit dem Finanzamt und meinem Steuerberater bestätigte, dass es sich nicht um eine freiberufliche Tätigkeit handelt. Wäre die Gewerbeanmeldung nur für das Proptrading erfolgt, hätte das zu mehreren Wochen Verzögerung geführt.
Wann darf ich mit der gewerblichen Tätigkeit beginnen?
Sobald das Gewerbe angemeldet ist, erhältst du eine schriftliche Bestätigung vom Gewerbeamt. Du kannst aber bereits sofort nach der Anmeldung mit der gewerblichen Tätigkeit beginnen. Eine rückwirkende Anmeldung ist bis zu 2 Monate möglich, falls du bereits zuvor mit der Tätigkeit begonnen hast. Dazu musst du das Gewerbeamt entsprechend informieren.
Das Gewerbeamt meldet dein Gewerbe auch beim zuständigen Finanzamt an. Anschließend erhältst du vom Finanzamt einen Fragebogen zur steuerlichen Erfassung. Alternativ kannst du den Fragebogen auch selbst über das Elster-Portal ausfüllen und einreichen.
Steuerliche Besonderheiten beim Proptrading
Bei der steuerlichen Erfassung ist es wichtig, dass du eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer (USt-IdNr.) beantragst, da du bei ausländischen Propfirmen das sogenannte Reverse-Charge-Verfahren (oder je nach Land ein vergleichbares Verfahren) anwenden musst. Hierbei wird die Umsatzsteuer nicht von dir, sondern vom Leistungsempfänger (deinem Vertragspartner) geschuldet.
Wichtiger Hinweis: Aufgrund des Reverse-Charge-Verfahrens ist es nicht möglich, die Kleinunternehmerregelung (§ 19 UStG) in Anspruch zu nehmen, da du keine Umsatzsteuerbefreiung anwenden darfst, wenn du regelmäßig mit ausländischen Unternehmen arbeitest. Gib bei der steuerlichen Erfassung also an, dass du auf die Kleinunternehmerregelung verzichtest.
Danach ist man was das Thema Gewerbeanmeldung angeht eigentlich fertig. von da an gilt es seine Pflichten als Gewerbetreibender zu erfüllen, dazu gehört folgendes:
Umsatzsteuervoranmeldung an das Finanzamt: monatlich, bis spätestens zum 10. des Folgemonats, wenn du keine Umsätze hast, musst du trotzdem eine Meldung machen.
Als Einzelunternehmer bist du zur ordnungsgemäßen Buchführung verpflichtet, auch wenn du nicht bilanzierungspflichtig bist.
Dazu gehören:
Aufzeichnungen deiner Einnahmen und Ausgaben.
Belege (Rechnungen, Quittungen) für jede Geschäftstransaktion aufbewahren.
Monatliche oder quartalsweise Erstellung einer Einnahmenüberschussrechnung (EÜR), um den Gewinn zu ermitteln.
Aufbewahrungspflicht für Unterlagen (in der Regel 10 Jahre für steuerliche Unterlagen).
Ab einem Jahresumsatz von 600.000 € oder einem Gewinn von 60.000 € pro Jahr unterliegst du der doppelten Buchführungspflicht und musst eine Bilanz erstellen. Ab diesem Punkt rate ich dringend dazu einen Steuerberater zu konsultieren.
Zusätzliche Tipps:
Nutze für dein Geschäft eine passende Software. Diese macht vieles einfacher. Ich kann hier auf jeden Fall Lexoffice empfehlen. Das Programm deckt für den Bereich Proptrading alles ab, was man benötigt. Wenn man sich etwas mit der Software vertraut gemacht hat, kann man problemlos alle relevanten Daten direkt aus der Software an das Finanzamt übermitteln.
Trenne Privates von Geschäftlichem, dazu gehört auch ein separates Bankkonto. Es ist zwar nicht zwingend erforderlich, bringt aber mehr Ordnung und erleichtert es, alle finanziellen Transaktionen nachzuvollziehen.

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