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Parallel Lines

Traden wie eine Bank... Klar, kein Problem – nennt sich das nicht SMC? (Smart Money Concept)

  • TMA Daytrading
  • 5. Okt. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Ich bin eben wieder mal über ein Youtube Video gestolpert, Titel: "Traden wie die "Banken


Zunächst einmal möchte ich klarstellen: Niemand, der alleine tradet, kann wie eine Bank oder ein Hedgefonds handeln. Wenn jemand behauptet, er würde genauso handeln, dann hat er das Trading nicht wirklich verstanden.


Warum ist das so?


Es ist ganz einfach: Es geht um Kapital. Wenn wir als Retail-Trader eine Position eröffnen, wird diese in der Regel sofort zum gewünschten Preis ausgeführt – vielleicht gibt es ein oder zwei Ticks Slippage, aber grundsätzlich bekommen wir unsere Order durch. Der Grund dafür ist, dass auf der anderen Seite jemand bereit ist, uns diese Kontrakte zu verkaufen. Für kleine Volumina ist das in den meisten Märkten kein Problem. Das ist der Vorteil als Retail-Trader: Wir können kaufen oder verkaufen, wann wir wollen, ohne den Markt merklich zu bewegen.


Der Unterschied im Detail:


Institutionelle Akteure wie Banken und Hedgefonds handeln mit völlig anderen Kapitalvolumina. Für sie ist es nicht so einfach, Positionen aufzubauen, ohne den Markt zu beeinflussen. Nehmen wir als Beispiel den Hedgefonds Bridgewater Associates, der 2022 ein Vermögen von 126,4 Milliarden Dollar verwaltete. Wenn dieser Fonds nur 1% seines Kapitals im S&P 500 Mini-Future einsetzen wollte, wären das 1,26 Milliarden Dollar. Bei einer Intraday-Margin von z.B. 2.740 Dollar pro Kontrakt entspräche das 511.740 Kontrakten.


Was würde passieren, wenn eine Bank plötzlich 500.000 Kontrakte kauft? (Rein hypothetisch)

Ein solches Volumen auf einen Schlag zu kaufen, würde den Markt extrem bewegen. Die Konsequenzen wären:

  • Starker Preisanstieg: Das große Kaufvolumen würde den Preis des S&P 500 Futures signifikant nach oben treiben.

  • Marktvolatilität: Andere Marktteilnehmer würden reagieren, was zu schnellen Preisbewegungen und großen Spreads führen würde.

  • Slippage: Der tatsächliche Kaufpreis läge deutlich höher als der Startpreis, weil das Orderbuch durch das Volumen schnell leer wäre.

  • Liquiditätsprobleme: Die Liquidität würde stark beeinträchtigt, da nicht genug Gegenpositionen vorhanden wären.

  • Regulatorische Maßnahmen: Ein so großer Kauf könnte die Aufmerksamkeit der Regulierungsbehörden wie der SEC oder CFTC erregen, die dann untersuchen würden, ob es sich um Marktmanipulation handelt.


Warum bauen Banken und Institutionen ihre Positionen schrittweise auf?


Institutionen wissen, dass sie den Markt mit großen Orders beeinflussen würden, also bauen sie ihre Positionen nach und nach auf – oft über Monate oder Jahre hinweg. Währenddessen nutzen sie Hedging-Strategien, um Risiken zu reduzieren und Liquidität zu sichern. Das Ziel ist es, die benötigten Volumina aufzubauen, ohne den Preis massiv zu bewegen. Dieser schrittweise Aufbau gehört zur täglichen Liquiditätsbeschaffung großer Institutionen.


Warum kann kein Trader wie eine Bank handeln?

Die Antwort ist einfach: Es fehlt das nötige Kapital. Selbst ein sehr liquider Retail-Trader kommt nicht an die Summen heran, die Institutionen bewegen. Banken und Hedgefonds haben Zugang zu zusätzlichen Mitteln über Kredite, die sie flexibel abrufen und nach Gewinnrealisierung sofort wieder tilgen können. Ein Retail-Trader hingegen müsste den Markt mit vielen kleinen Orders (z.B. 10 bis 250 Kontrakten) in die gewünschte Richtung bewegen. Das ist für einen einzelnen Händler schlicht unmöglich.


Was ist dann mit dem Smart Money Concept (SMC) möglich?


Das Smart Money Concept (SMC) ermöglicht es uns, an Bewegungen teilzunehmen, die durch institutionelle Akteure ausgelöst werden. Es hilft, die „Fußspuren“ der großen Akteure im Markt zu erkennen und sich mit ihnen zu positionieren. Diese Spuren sind im Chart oft durch Phänomene wie Fair Value Gaps, Orderblöcke oder Supply & Demand Zonen sichtbar. Im Futures-Bereich kommen Begriffe wie High Volume Nodes, Iceberg Orders oder Imbalances hinzu. Das Ziel ist, diese Muster zu erkennen und sich entsprechend zu positionieren.


Fazit:


Selbst mit SMC ist es unwahrscheinlich, die perfekte Trefferquote zu erreichen. Es geht darum, die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, auf der richtigen Seite des Marktes zu stehen. Die meisten erfolgreichen Trader, die ich kenne, nutzen mindestens Teile des SMC, manchmal anders verpackt, aber mit der gleichen Logik: der Logik des Marktes. Denn diese Logik ist nicht veränderbar – sie basiert auf den Mechanismen, die den Markt formen.


Es gibt sicherlich Trader, die durch „Zauberindikatoren“ profitabel werden, doch das ist eher die Ausnahme. Wer erfolgreich vom Trading lebt, hat meist eine tiefgehende Intuition entwickelt und nutzt unbewusst Ansätze, die auch im SMC beschrieben werden. Letztlich ist es die Fähigkeit, die großen Bewegungen zu erkennen und sich an ihnen zu orientieren, die den Unterschied macht. Hinzu kommen natürlich noch weitere Aspekte wie die richtige Mentalität, Stressresistenz usw. dazu schreibe ich in anderen Artikeln.

 
 
 

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